DRAUSSEN ERLEBEN

Montenegro – klein, aber ganz viel wow

Ivo schüttelt mir die Hand, hängt sich bei mir ein und führt uns und „petit Oxi“ durch seinen Garten. Der 83-jährige betreibt gemeinsam mit seiner Frau ein kleines Autokamp in der malerischen Kotor-Bucht. Eine Villa aus den Tagen der Monarchie und sechs Stellplätze nennt er stolz sein Eigen. Herzlich Willkommen in Montenegro!

DIE BUCHT VON KOTOR

Die fjordartige Bucht von Kotor gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Auf 30 Kilometern ragen hier steile Bergflanken aus dem Meer. Sie ist der Ausgangspunkt unserer Reise durch Montenegro.

Die Dusche im »Autokamp Jadran« ist unter freiem Himmel und eiskalt, aber ganz nach unserem Geschmack. Von hier aus haben wir eine herrliche Aussicht über die Bucht und das gegenüber liegende Dorf Perast (welches übrigens ein reiner Touristen-Reinfall ist. Das teure Parkticket könnt ihr euch sparen, viel schöner von Gegenüber anzuschauen!). Neben Ivos Anwesen liegt ein weiterer schöner kleiner Platz: »Camping Mimoza«.

Ein Spaziergang die Straße entlang lohnt sich. Tolle Häuser mit liebevoll angelegten Gärten. Sehr freundliche Menschen. Ein romantisches Restaurant direkt am Wasser mit gutem Fisch und den weltbesten Spaghetti Bolognese. Französische Chansons als Hintergrundmusik. Es würde uns nicht wundern, wenn jetzt ein Regisseur „Klappe die Dritte“ rufen und Peter Alexander in einem Motorboot vorbeifahren würde.

Ab ins Gebirge

Wir verlassen Kotor Richtung Norden. Unser Ziel: der Biogradska Gora Nationalpark. Über dreißig Spitzkehren geht es von 0 auf über 1.000 Höhenmeter. Der Ausblick ist atemberaubend – wir zwingen uns nicht nach jeder Kehre stehenzubleiben. Kaum über den Berg ändert sich die Landschaft. Saftiges Grün legt sich über das Karstgebirge des Lovcen Nationalparks. Endlose Weite – wow.

Kurze Kaffeepause in Cetinje. Die freundliche Bäckerin warnt uns vor „many little thieves like in Italy“. Die Stadt interessiert uns heute ohnehin nicht. Weiter durch die Hauptstadt Podgorica Richtung Kolasin. So viel wunderbares Panorama haben wir schon lange nicht gesehen.

Biogradska Gora Nationalpark

Der Nationalpark liegt in der gebirgigen Bjelasica-Region in Zentral-Montenegro. Hier ist die Zeit stehen geblieben – selbst in der Infobroschüre ist noch Jugoslawien eingezeichnet. Das Zentrum des Parks befindet sich am Biogradsko jezero. Er ist der größte von sechs Seen in diesem Naturjuwel und liegt in mitten eines der letzten Urwälder Europas. 26 verschiedene Ökosysteme im Park sorgen für reichlich Abwechslung. Buchen, Eschen und Ahornbäume sind bis zu 45 Meter hoch und bis zu 500 Jahre alt. Wir wollen mehr sehen und entschließen uns für eine kleine Abendrunde um den See. 3,5 km – genau richtig für unsere müde Fellnase.

Tagsüber sind einige Flip-Flop-Touristen hier. Wir beobachten so manche mutige Frau, wie sie im Cocktailkleid auf Stöckelschuhen über die unebenen Baumwurzeln „stolziert“. Am Abend bleibt eine Handvoll Abenteurer*innen übrig. Ein Zelt, ein VW-Bus und wir. Irgendwo weiter oben ein paar Holzhütten. Mit der Dunkelheit verstummen ganz plötzlich die Vögel, so still und dunkel ist es nicht einmal am Berg, da gibt es wenigstens noch den Mond. Ein Hund jault, könnte auch ein Wolf sein 😉

Um 5:30 ist der Espresso fertig. Wir nützen die Zeit und starten eine Wanderung in die Regionen um Zekova Glava und Erna Gala. Dort gibt es auf bis zu 2.000 Meter ein weitläufiges Netz aus Wanderwegen. Wir steuern den Bendovac-Gipfel an, Gehzeit ca. 2 Stunden. Zunächst wandern wir durch einen Hobbitwald. Die Bäume schauen mit ihren moosigen Wurzeln aus, als hätten sie Socken an. Dann landen wir plötzlich auf einer idyllischen Alm, überall bunte Blumenwiesen wie wir sie schon lange nicht gesehen haben. Oxi im Schnüffelparadies. Hier kann man in größeren „Hundehütten“ übernachten (»Hut Janketika«). Manchmal würde sich eine genauere Planung doch auszahlen, eine mehrtägige Wanderung wäre hier toll gewesen. Uns bleibt heute „nur“ ein Gipfel mit Blick auf den Biogradska Jezero und die großartige Aussicht über das weitläufige Gebirge.

 Tara-Schlucht und Durmitor-Nationalpark

Richtung Zabljak fahren wir die Tara-Schlucht entlang. An manchen Stellen ist sie 1.600 Meter tief. Sie ist die längste und tiefste Schlucht Europas und zählt zu den größten Canyons der Welt. Für Rafting- und Kajak-Fans ein absolutes Muss. Von oben ist es schwieriger die Schlucht zu besichtigen, da die Wände sehr steil sind. Einen tollen Blick bietet die Durdevica Tara Brücke aus 150 Metern Höhe. Wer Lust auf ein wenig Adrenalin hat, kann die Schlucht mit einer der zwei Zip Lines überqueren.

Hinter Zabljak verändert sich die Landschaft wieder, eine weitläufige Hochebene am Rande des Durmitor taucht auf. In Ivan Do finden wir das »Camp Ivan Do«. Der erste Blick in das Wohnzimmer des Besitzers löst schwere Fluchttendenzen aus. Aber der Platz ist gut, die Sanitäranlagen sind sauber und in der Dusche gibt es das erste Mal warmes Wasser! Außerdem haben wir einen tollen Blick auf die Berge des Nationalparks.

Ivan Do ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen. Wir haben diesmal keine Lust auf einen langen Fußmarsch und nehmen am nächsten Tag die Mautstraße durch den Durmitor.


Das Bergmassiv im Norden Montenegros gehört seit 1980 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Der höchste Gipfel ist mit 2.522 m der Bobotov Kuk, 48 Gipfel des Durmitor-Massivs sind höher als 2000 m. In endlose Weite erstrecken sich die weiß-grünen Karstformationen, der Straßenrand wird von bunten Blumen gesäumt. Eine Schafherde kreuzt gemütlich die Straße. Eine Kuh zwingt das Auto vor uns zum Stehenbleiben und reibt sich genüsslich an dessen Heck. Manchmal sind wir doch froh, in der zweiten Reihe zu stehen. 32 Kilometer geht es durch dieses unwirkliche Panorama. Fehlen nur noch Gandalf und seine Gefährten. Mittendrin sehen wir ein Camp mit ein paar Offroadern. Merken wir uns auch für das nächste Mal. Gegen Ende ist auf der Fahrbahn ein großer Basketballkorb montiert. Leider haben wir keinen Ball mit.

Zurück zur Küste

Am Ende landen wir wieder in riesigen Blumenwiesen, das ganze Tal leuchtet gelb, lila und weiß. Über Trsa geht´s nach Pluzine zum Pivsko jezero. Straßenschilder gibt es schon lange nicht mehr. Wir orientieren uns an einem Stromkabel, das uns den Weg in die Zivilisation zeigt. Eine abenteuerliche Bergstraße führt uns durch rote Felsen und dunkle Tunnel zum nächsten wunderbaren Panorama. Wir sind gar nicht mehr aufnahmefähig, unser Hirn kann keinen neuen Wow-Effekt mehr verarbeiten. Am Pivsko jezero fühlen wir uns ein bisschen verloren, wir sehen keine Menschenseele, keine Boote, keine Autos.

Zurück Richtung Niksic und Podgorica. Die Landschaft erinnert uns hier an die Toscana. Vorbei am Skadarsko Jezero, der von Hunderten Seerosen bedeckt ist. Kleine Inseln erheben sich aus dem See und schauen im Abendlicht wie Vulkane aus. In Ermangelung einer Übernachtungsmöglichkeit fahren wir zurück an die Küste bis nach Petrovac.

Welcome back in civilisation. Ein Ballermannstrand mit Entertainment. Große Campingplätze mit riesigen Wohnmobilen. Am »Camping Mazlina« finden wir ein ruhiges Plätzchen zum Schlafen. WLAN haben wir die letzten Tage nicht vermisst, aber das Passwort bleibt uns als Abschluss gerne in Erinnerung: „love4all“.

Fazit

Camping:

Kotorbucht:

Biogradska Gora Nationalpark:

Durmitor Nationalpark

Küste/ Petrovac:

 


 Wichtige Reisevorbereitungen für MONTENEGRO

Da Montenegro nicht in der EU ist, bedarf es vorab einiger wichtiger Reisevorbereitungen für Auto und Hund.